Der typische Verlauf der Polyneuropathie

Kribbeln in Füßen und Beinen, Taubheitsgefühle und quälende Nervenschmerzen: Etwa drei Millionen Deutsche leiden an Polyneuropathie. Die allmählich fortschreitende Krankheit schädigt Nervenbahnen und Patienten müssen nicht selten ein Leben im Rollstuhl fürchten.

Die medizinische Wissenschaft beschreibt die Polyneuropathie als einen allmählichen Abbau der peripheren Nerven, zunächst der dünnen Nerven, von den Enden her. Es können Entzündungsprozesse an der Nervendegeneration beteiligt sein. Die Ursachen sind vielfältig. Unter Diabetikern ist die Krankheit besonders verbreitet. Belastungen durch giftige Stoffe scheinen eine weitere wichtige Rolle zu spielen, lassen sich aber im Einzelfall als Ursache für Polyneuropathie nur schwer nachweisen.

In der Regel kommen Patienten mit der Diagnose „Polyneuropathie unbekannter Genese“ in unsere Klinik. Bei etwa einem Viertel der Patienten liegen die bekannten Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Paraproteinämie, Toxinbelastungen oder Alkoholismus zugrunde. Auch Krebs-Patienten leiden nach Chemotherapie vermehrt an Polyneuropathie. Neben galoppierenden Verläufen, die den Patienten innerhalb eines Jahres in den Rollstuhl bringen, überwiegen langsam progrediente Entwicklungen über Jahre oder Jahrzehnte vom ersten Auftreten der Symptome bis zu ernsthaften sensorischen oder motorischen Beeinträchtigungen.

„Fuß an Erde“ – der Kontakt zum Boden geht im Verlauf verloren

Nervenschmerzen, Missempfindungen, unruhige Beine bei Nacht (Restless legs) und die Unfähigkeit, normal laufen oder stehen zu können, sind die klassischen Symptome der Polyneuropathie. Das Leiden stellt sich im typischen Fall folgendermaßen dar: Meist allmählich, von Jahr zu Jahr zunehmend, erleben die Patienten, wie ihnen die Gliedmaßen „verloren“ gehen. In der Regel bei den Füßen beginnend entwickeln sich Taubheitsgefühle, quälende Missempfindungen, Nervenschmerzen und Gefühlsverlust. Daneben beschreiben Patienten auch Fremdkörpergefühle unter den Fußsohlen. Häufig findet man eine von Jahr zu Jahr aufsteigende Symptomatik von den Fußsohlen über Füße, Knöcheln zu den Knien bis hin zu Fingern und Händen. Feinere Handarbeiten fallen schwer, das Knöpfen geht nicht mehr, schließlich verlernt man es, dass Essbesteck zu gebrauchen.

Derweil verlieren die Füße den Kontakt zum Untergrund. Das Gehen wird unsicher, zunächst auf steinigen Wegen, später überall. Da, wo früher Strümpfe, Schuhe, Qualität des Straßenbelags, Wiese, Strand gefühlt werden konnten, ist jetzt nur noch ein taubes, qualvolles Niemandsland. Durch die Störung der Tiefensensibilität kommt es bei Polyneuropathie zum Verlust des Kontaktes zum Boden, was einen unsicheren Gang nach sich zieht – insbesondere auf unebenen Boden oder im Dunkeln. Mit dem Bodengefühl geht auch das Empfinden für die eigene Schwere und die Sicherheit in der Koordination verloren. Schließlich ist der eigene Körper nur noch eine Last. Man manövriert ihn mühsam und in ständiger Angst hinzufallen, durch die Welt. Gehhilfen werden unvermeidlich, erst der Stock, dann der Rollator, schließlich der Rollstuhl.

Vielfältige Symptome im Verlauf der Polyneuropathie

Die vielfältigen Symptome der Polyneuropathie ergeben sich daher, dass ganz unterschiedliche Nervenstrukturen von der Krankheit betroffen sein können. Die Chinesische Medizin sieht die Ursache darin auch in unterschiedlichen, inneren Tan-Belastungen des Polyneuropathie-Patienten. Daher orientieren sich die Arzneien auch an den subjektiv empfundenen Schmerzen und Missempfindungen.

Viele Betroffene mit Polyneuropathie leiden im Verlauf der Krankheit unter verschiedensten Formen von Missempfindungen, Nervenschmerzen oder Fehlwahrnehmungen:

  • Taubheitsgefühle: Berührungen werden zwar wahrgenommen, aber nicht der berührte Gegenstand ist vordergründig, sondern die eigenen Füße. Diese Eigenwahrnehmung ist sehr unangenehm und hält auch noch an, wenn der Gegenstand die Füße gar nicht mehr berührt.
  • Kribbeln
  • Pelzigkeitsgefühle
  • Ameisenlaufen
  • Dumpfes Ziehen
  • Brennende Hitzegefühle: Häufig fühlen sich die Füße von Polyneuropathie-Betroffenen beim Schlafengehen kalt an. Unter der Bettdecke im Laufe der Nacht stellen sich oft unerträgliche Hitzegefühle, wie brennende Füße, ein.
  • Schmerzen sind bei der Polyneuropathie vielseitig: sie brennen, stechen, reißen oder fühlen sich wie Stromschläge an.
  • Schmerzhafte Muskelkrämpfe
  • Quälender Juckreiz, Bewegungsunruhe (Restless Legs Syndrom)
  • Überempfindlichkeit: viele Polyneuropathie-Patienten können nicht mehr barfuß gehen. Aber auch Schuhe drücken und fühlen sich zu eng an. Manchmal verursachen schon leichte Berührungen Schmerzen
  • Fremdkörpergefühle treten insbesondere unter den Fußsohlen auf
  • Klumpgefühle: Die Füße fühlen sich schwer und steif an
  • Warm oder kalt? Manche Betroffene können nicht mehr spüren oder ein Gegenstand oder die eigenen Füße warm oder kalt sind. Manchmal sind die Füße kalt, sie werden aber als heiß empfunden. Oder umgekehrt.
  • Manschettengefühl: Patienten empfinden meist am Unterschenkel eine Kompression, als würde der Unterschenkel zusammengedrückt. Manche beschreiben dies als würde der Unterschenkel in einen Schraubstock gespannt.

Diese Beschwerden können vorübergehend oder anhaltend sein. Je nach Verlauf führt Bewegung, manchmal auch Ruhe zu einer Verschlimmerung. Typisch ist auch der Verlust der Fähigkeit einen Gegenstand im Schuh nicht mehr zu spüren. Dies kann zu schmerzhaften Drucknekrosen führen. Manche Polyneuropathie-Patienten klagen auch über einen „Anlaufschmerz“: Nach einer Ruhephase treten zunächst Missempfindungen auf, die im Laufe der Bewegung wieder nachlassen. Darüber hinaus treten im weiteren Verlauf der Polyneuropathie auch muskuläre Beschwerden, die sich beispielsweise in einem staksigen Gang zeigen, und Muskelschwäche wie Lähmungen auf.

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