Egal ob mit oder ohne medizinische Behandlung: Polyneuropathie-Betroffene können von der Chinesischen Medizin und Naturheilkunde auch wirksame Tipps zur Selbsthilfe umsetzen. Wir stellen drei bewährte Selbsthilfetipps vor:
Tipps zur Selbsthilfe können natürlich die Polyneuropathie nicht heilen. Aber sie können die medizinische Behandlung unterstützen, das Fortschreiten der Krankheit manchmal verhindern oder vielleicht sogar verbessern. Den meisten Patienten helfen sie aber, im Alltag besser mit der Krankheit zurechtzukommen. Dabei gibt es grundsätzlich folgende Bereiche, auf die Patienten positiv Einfluss nehmen können:
- Ernährung: Hier geht es häufig um den Abbau des „Zuviels“. Darüber hinaus gilt: Fleisch und Milchprodukte in Maßen, Gemüse als Grundpfeiler der Ernährung, ein warmes Frühstück, Kaffee und Alkohol meiden und durch Abendfasten den Stoffwechsel entlasten. Einen Artikel dazu finden Sie hier: Tipps für die richtige Ernährung bei Polyneuropathie
- Bewegung: „Langes Sitzen ist die Mutter der 1000 Krankheiten“, aber: der Leistungsgedanke sollte erst am Ende, also nach dem Wohlfühlen und der Entspannung stehen!
- Schlaf: Reinigung und Regeneration finden vorzugsweise im Schlaf statt. Gerade Kranke brauchen ihn. Schlafmittel hingegen zerstören die Schlafarchitektur. Und: Unerledigtes, auch Emotionales, stört den Schlaf.
- Pflege: milde Reize setzen, zum Beispiel mit einem Linsenfußbad.
- Stuhlgang: Wareneingang und -ausgang kontrollieren und Zeit lassen, Abführmittel sind nur ein Notbehelf.
- Umgang mit Infekten: Atemwegsinfekte braucht der Mensch als Immuntraining, daher sollte man dem Körper Zeit lassen, selbst mit dem Infekt fertig zu werden.
Selbsthilfetipp 1: Linsenfußbad bei Polyneuropathie
Linsen üben aufgrund ihrer Größe einen besonders guten Berührungsreiz auf die erkrankten Füße aus, so dass Betroffene sie als besonders wohltuend empfinden. Die Nerven werden dadurch „gelockert“. Für ein Linsenfußbad braucht man 1,5 Kilo Linsen, die man in eine Schüssel gibt. Betroffene setzen sich und stellen die Füße in das Linsenfußbad. Wichtig ist, sich auf die Füße zu konzentrieren und die Zehen zu bewegen: anziehen, strecken und die Sohlen ein wenig auf den Linsenboden drücken. Wer eine größere Entlastung von der Unruhe, den Schmerzen oder der Taubheit durch Wärme empfindet, erwärmt die Linsen in einem Topf im Backofen. Darauf achten, dass die Wärme hautverträglich ist. Wer hingegen durch Kälte an den Füßen Erleichterung verspürt, dem hilft es, die Linsen vorher in den Kühlschrank zu stellen.
Selbsthilfetipp 2: Kneipp’sche Anwendungen bei Polyneuropathie
Wer sich mit naturheilkundlichen Verfahren befasst, kennt meist auch Kneipp’sche Anwendungen. Das auf den bayrischen Pfarrer Sebastian Kneipp zurückgehende Naturheilverfahren wird bei vielen chronischen oder akuten Erkrankungen seit Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Es ist noch heute aktuell und auch unter den Namen Kneipp-Medizin oder Kneippkur bekannt. Auch Polyneuropathie-Patienten profitieren von den heilsamen Therapien mit Wasser. Nur wenige wissen, dass die Kneipp-Medizin nicht nur auf Wasseranwendungen beruht, sondern daneben auch noch vier weitere Stützpfeiler wie Kräutertherapie, gesunde Ernährung sowie Bewegung umfasst. An dieser Stelle gehen wir nur auf die Wasseranwendungen ein.
Bei den Kneipp’schen Anwendungen geht man davon aus, dass der Druck des Wassers sowie die unterschiedlichen Temperaturen die Durchblutung der tieferliegenden Gewebeschichten anregt. Dieses führt auch zur Stärkung des Immunsystems sowie zur Mobilisierung des vegetativen Nervensystems. Auch eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress soll eine positive Auswirkung der Kneipp-Anwendungen sein. Die hilfreichen Verfahren zur Selbsthilfe für Polyneuropathie-Patienten:
- Warme Fußbäder: wärmen das Gewebe. Der Effekt kann durch Zusätze von Zimt- oder Nelkenöl verstärkt werden.
- Ansteigendes Fußbad: Beine in einen Eimer mit warmem Wasser stellen und nach und nach immer wieder heißes Wasser zulaufen lassen. Im Verlauf von 10-15 Minuten auf „gut warm“ steigern.
- Wechselfußbäder: Man benötigt zwei Fußwannen mit Wasser, eine warm, eine kalt. Zu Beginn Füße ca. 3 Minuten in warmes, dann 10 Sekunden in kaltes Wasser stellen. Mehrfach wiederholen.
- Guss: Durch einen speziellen Duschaufsatz den Druck des Wasserstrahls reduzieren. Die Beine sollten warm sein. Wasser so kalt einstellen, dass es sich erfrischend, nicht unangenehm anfühlt. Den Strahl langsam an der Außenseite des Beines von den Füßen zu den Knien aufwärts und dann wieder auf der Innenseite abwärts zu den Füßen führen. Funktioniert auch an den Armen: von den Händen in Richtung Rumpf, erst außen, dann innen. Dabei unbedingt Zeit lassen. Warten Sie jeweils, bis die Kälteempfindung abgeklungen ist, bevor Sie auf die andere Seite wechseln. Grundsätzlich mehrfach wiederholen.
Hinweis: Bei Polyneuropathie kann das Kalt-Warm-Empfinden gestört sein. Dann unbedingt die Wassertemperatur mit Händen, Ellenbogen oder dem Thermometer überprüfen, um Verbrennungen zu vermeiden.
- Wenn sich bei der Kaltwasseranwendung Schmerzen oder unangenehme Körperempfindungen bemerkbar machen, pausieren.
- Nach der Wasseranwendung einige Minuten ruhen, Beine hochlegen.
- Dosieren Sie alle Reize so, dass Ihre Nerven nicht überfordert werden
Selbsthilfetipp 3: Einreibungen lindern Schmerzen und fördern die Durchblutung
Wer unter Polyneuropathie leidet, weiß, dass Füße und Unterschenkel einer besonderen Pflege bedürfen. Die Haut in diesem Bereich ist häufig verletzlich und auch die immunologische Abwehrkraft von Haut und Unterhautgewebe ist zumeist eingeschränkt. Die verminderte Sensibilität in diesem Bereich geht oft bei Polyneuropathie-Patienten mit einer erhöhten Verletzungsgefahr und einer schlechten Wundheilung einher. Neben der Pflege mit üblichen Hautpflegemitteln können Betroffene mit Polyneuropathie zur Selbsthilfe auf bestimmte Öle und Salben zurückgreifen.
Mit Ölen oder Salben können Polyneuropathie-Betroffene meist mehrere Wirkungen erzielen. So gibt es Zusätze die eher kühlen oder stark wärmen und zumeist die Durchblutung anregen. Einige Pflegemittel können sogar für kurze Zeit Schmerzen lindern. Viele Patienten mit Polyneuropathie schwören auf „Pferdesalbe“, eine Rezeptur, die ursprünglich zur Behandlung von Gelenkerkrankungen bei Pferden entwickelt wurde. Mischungen aus unterschiedlichen ätherischen Ölen und Reizstoffen haben bisweilen sogar aggressiv wärmende Wirkungen, beispielsweise bei Zusätzen aus scharfem Paprika.
Schmerzlindernde Einreibungen können sogar das Gehen erleichtern, ihre Wirkung lässt aber meist bei längerer Anwendung nach. Zudem tuen Einreibungen mit scharfen Zusätzen auf Dauer den – bei Polyneuropathie ohnehin schon angegriffenen – feinen Nervenenden in der Haut nicht gut und verstärken unter Umständen sogar Sensibilitätsstörungen. Daher zur Selbsthilfe eher auf milde Einreibungen zurückgreifen. Sie können folgende Substanzen enthalten:
- Arnika
- Rosmarin
- Menthol
- Kampfer
- Fichtennadeln
- Pfefferminz
- Rosskastanie
- Thymian
Außerdem haben sich bei Polyneuropathie-Patienten Öle auf Johanniskraut-Basis, die durch Zusätze mal wärmend oder mal kühlend wirken, zur Selbsthilfe bewährt. Bestandteile der Einreibungen sind:
- Rosmarin
- Eukalyptus
- Nelke
- Pfefferminze
- Zimt
- Zitrone
- Wacholder
In der Regel sollten diese Öle und Salben maximal drei dieser ätherischen Essenzen enthalten. Polyneuropathie-Patienten können aber auch versuchen, auf handelsübliche Präparate zurückzugreifen. In manchen Fällen lassen sich auch damit gute Wirkungen erzielen. Zu nennen sind hier Aconit-Nervenöl oder Solumöl. Beide haben eher eine sanft wärmende Wirkung.