Qigong löst bei Migräne Blockaden und stärkt die Stressresistenz. Mit den richtigen Übungen lassen sich sogar akute Schmerzen im Anfallsgeschehen lindern. Aber auch langfristig hilft das Bewegungsverfahren der Chinesischen Medizin. Wir stellen Übungen vor.
Viele kennen das Entspannungs- und Bewegungsverfahren der Chinesischen Medizin, Qigong. Mit langsamen, fließenden Bewegungen wird durch die Übungen das Qi, also die „Energie des Körpers“ ins Fließen gebracht. Durch gezielte Übungen lassen sich auch Blockaden auflösen und akute Schmerzen im Migräne-Anfall linden. Auch zur langfristen Bewältigung von Migräne kann Qigong helfen, beispielsweise weil es die Stressresistenz stärkt. In der Chinesischen Medizin gehört das Qigong neben Akupunktur, chinesischer Arzneitherapie, Körpertherapien sowie Diätik zu den fünf Stützpfeilern der Medizinlehre.
Was ist Qigong?
Die einzelnen, kurzen Übungen des Qigong sind eine Mischung aus Gymnastik und Meditation. Es handelt sich dabei um eine Therapieform aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Dabei arbeitet man mit langsamen, fließenden Bewegungen am Qi. Das Qi kann man als „Energie des Körpers“ übersetzen. Inbegriff einer guten Vitalität in der chinesischen Medizin ist, dass Qi und Xue, als „Blut“ oder „Säfte“ übersetzt, gleichmäßig durch den Körper fließen und sich nicht stauen. Mit Qigong kann man einen Stau lösen und das Qi wieder in Bewegung bringen.
Die Bewegungen des Qigong sind so langsam, dass sich die Muskeln lösen und das Qi überall hinkommt. Doch Entspannung alleine genügt nicht, sondern eine moderate Muskelspannung ist ebenso wichtig. Die größte Schwierigkeit haben europäische Patienten damit, die willentliche Kontrolle über die Bewegungen auszuschalten, sie soll eigentlich von selbst ablaufen. Bildliche Namen für die Übungen wie „Der Kranich, der die Flügel ausbreitet“ oder „Bogenschießen“ sollen dabei helfen. Wer sich in die Bilder hineinversetzt, lenkt seine Aufmerksamkeit nach außen und verbindet sich mit dem Raum. Dann erzielt das Qigong auch eine gute Wirkung: Unser Organismus wird von zwei Systemen gesteuert: dem animalischen System, das Muskulatur und Sinnesorgane umfasst, sowie dem vegetativen, den unbewusst ablaufenden Körperprozessen. Richtig ausgeübtes Qigong harmonisiert beide. Patienten merken den Erfolg, wenn der Speichelfluss angeregt wird und der Bauch anfängt zu arbeiten.
Qigong-Übungen bei Kopfschmerzen und Migräne
Die meditativen Übungen des Qigong helfen auch bei akuten Schmerzen bei Migräne oder Krämpfen. Wenn das Fließen des Qi stockt und Patienten eingeübte Qigong-Übungen machen, beginnt es wieder zu fließen. Die Atmung vertieft sich, die Motorik von Magen und Darm reguliert sich und das Kreislaufsystem kommt wieder ins Lot. Auch der Blutdruck normalisiert sich, die Wärme verteilt sich besser im Körper und Kältegefühle lassen nach. Idealerweise machen Patienten Qigong jeden Morgen. Wer die Übungen unter Anleitung gelernt hat, kann sie eigenständig zu Hause üben. Chronisch Kranke profitieren am meisten von Qigong, wenn es in ein Gesamtkonzept mit chinesischen Arzneien, Akupunktur, Körpertherapien und Ernährungslehre eingebettet sind.
Ziel aller Qigong Übungen ist, zu beruhigen, zu ordnen und die Energie Qi zu beleben, sozusagen ins Fließen zu bringen. Wer Qigong zu Hause praktiziert, sollte auf folgende vier Punkte achten:
- Aufrechte Haltung, mindestens ein Fuß hat immer Bodenkontakt
- Bewegungen sind langsam und fließend
- Atem ruhig kommen lassen und ansonsten nicht bewusst steuern
- Durchgängig die Vorstellungskraft betätigen: Das Qi folgt der Aufmerksamkeit!
Qigong Bärenübung
Die Bärenübung bewirkt ein gutes Angebundensein an den Grund, eine Verbesserung der Aufrichtung und eine gute Wahrnehmung der Umgebung. Die Übung steht in einem Zusammenhang mit dem Tier QiGong, dessen Zyklus vier Tierformen umfasst: Bär, Tiger, Schlange, Adler. Jedes Tier hat dabei besondere Fähigkeiten hinsichtlich der körperlichen, emotionalen und sozialen Kompetenz.
- Ausgangsposition: Paralleler schulterbreiter Stand, die Hände bilden vor dem Unterbauch lockere Hohlfäuste und umschließen den Handtellermittelpunkt. Die Knie sind leicht gebeugt und lenken das Gewicht in den Boden. Nach unten stabil stehen, nach oben hin flexibel und locker bleiben.
- Die Arme leicht gebeugt und langsam in einem weiten Bogen heben, so als würden sie an den Handgelenken gezogen. Dabei die Fäuste öffnen. Der Bär fährt seine Krallen aus.
- Die gebeugten Arme in Schulterhöhe anhalten, die Krallen bereit zum Schlag.
- Leichte Drehung des Rumpfes nach links, kurz anhalten, dann nach rechts, kurz anhalten, dann zurück zur Mittellage. Der Bär nimmt seine Umgebung wahr und zeigt sich in Aufrichtung.
- Die Arme wieder in die Ausgangslage sinken lassen und die Hände wieder zu Hohlfäusten schließen.
- Die Übung drei Mal wiederholen.
Qigong Übung „Der Kranich öffnet seine Schwingen“
In dieser Übung wird das Qi im ganzen Körper verteilt und nach oben geführt. Die steigende Bewegung wird durch ein Sinken eingeleitet. In der oberen Ruhehaltung wird das Qi des Himmels über die Hände aufgenommen. Mit der rückführenden Bewegung der Hände kann das Qi wieder nach unten fließen. Es entsteht ein fließender Austausch zwischen oben und unten.
- Parallelstand, die Hände sind überkreuzt vor dem Unterbauch.
- Das Gewicht auf den rechten Fuß verlagern, den linken Fuß vorne absetzen.
- Dann das Gewicht auf den vorderen Fuß verlagern, der hintere Fuß bleibt auf dem Fußballen, ohne Gewicht, die Ferse ist dabei angehoben.
- Die Kleinfingerseiten der Hände leiten die Bewegung nach unten und zur Seite ein.
- Dann werden die Arme in einem weiten Bogen über den Kopf geführt. Dabei bilden Zeigefinger und Daumen ein Dreieck zueinander. Die Handflächen zeigen nach vorne und werden in dieser Position gehalten. Das Gewicht wieder auf den hinteren Fuß verlagern und den vorderen Fuß heranholen.
- Danach die Arme über die Seiten wieder in die Ausgangsposition zurückführen. Seitenwechsel.
Die Lotusblüte öffnet sich ins Licht
Diese Übung fordert den Gleichgewichtssinn heraus, die Verbindung von Unten und Oben. Durch die Drehung werden beide Aspekte noch einmal verstärkt. Der Hüftbeuger wird gedehnt, die Rumpfwand muss sich beteiligen. Beide muskulären Aktionen wirken auf die Aufrichtung und Stabilität von Beinen/Rumpf und Nacken/Schultern.
- Ausgangsstellung: hüftbreit stehen im Parallelstand.
- Mit einem großen Schritt nach hinten ein Bein auf den Ballen und die Zehen stellen,
- langsam den Fuß sinken lassen bis die Ferse auch am Boden aufsetzt. Das Gewicht auf das vordere Bein verlagern.
- Die Arme seitlich ausgebreitet anheben bis sich
- die Oberarme auf gleicher Höhe wie die Schultern befinden und mit den Unterarmen zusammen einen Kelch bilden. In der Vorstellung bilden Kopf und Arme die Blüte einer Lotusblume.
- Jetzt dreht der Oberkörper zum vorderen Bein, darauf
- dreht der Kopf in dieselbe Richtung weiter zur geöffneten Hand.
- Dann die Bewegung in umgekehrter Reihenfolge zurück machen, erst den Kopf zurückdrehen, dann den Oberkörper, die Arme sinken lassen und den Fuß auf den Ballen und die Zehen stellen, sich abstoßen und das hintere Bein wieder parallel neben das vordere setzen. Mit dem anderen Bein wiederholen. (1. – 7.)
Qigong-Kugeln beruhigen und beleben
Fast jeder hat sie schon einmal in den Händen gehalten, die Qigong-Kugeln. Die Übungen mit den Kugeln haben den gleichen Zweck, wie die ganzkörperlichen Qigong-Übungen: Beruhigen, Zentrieren und Neubeleben. Bei der Übung „Kreisen lassen im Kontakt“ kreisen die Kugeln in der Hand umeinander. Das Kreisen sollte im und gegen den Uhrzeigersinn mit beiden Händen erfolgen. Achtung: es geht nicht um Fingerfertigkeit, sondern um Auswirkungen auf den ganzen Körper. Wer mit zuviel falschem Ehrgeiz übt, überfordert die Muskeln der Hand und des Unterarms und erschöpft sich schnell. Die Geschicklichkeit im Kreisen der Kugeln stellt sich von alleine ein, wenn die Bewegungen sich nach und nach automatisieren und gewissermaßen aus dem Körper in den Arm zur Hand fließen. Fortgeschrittene lassen die Kugeln in der Hand kreisen, ohne dass sie sich berühren.