Die Klinik am Steigerwald bietet eine ganzheitliche ADHS-Behandlung ohne Psychostimulanzien wie Ritalin. Im Fokus stehen Chinesische Medizin, Spiel, Bewegung und Erlebnispädagogik. Inmitten der Natur entfalten Kinder ihre Stärken, entwickeln soziale Kompetenzen und erleben Selbstwirksamkeit. Ein innovativer, naturnaher Ansatz, der Zeit lässt für echte Entwicklung.
Seit über 25 Jahren behandelt die Klinik am Steigerwald Menschen mit chronischen Erkrankungen auf alternative Weise. Dabei begegnen die Ärztinnen und Ärzte immer wieder Medikamenten, die zwar kurzfristig Symptome unterdrücken, langfristig aber das Entwicklungspotenzial hemmen – so auch bei der medikamentösen Behandlung von ADHS mit Psychostimulanzien wie Ritalin bei Kindern. Genau deshalb braucht es einen anderen Ansatz. Die Grundlage bildet eine moderne Gestaltung der Chinesischen Medizin. In Kombination mit Spiel, Bewegung, Psychotherapie und pädagogischen Impulsen eröffnet sich ein neuer Handlungsspielraum für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen. Dabei stehen nicht die Symptome im Fokus, sondern das Kind mit seinen einzigartigen Bedürfnissen. Heilung darf hier Zeit brauchen.

ADHS-Kinder entdecken im Steigerwald ihre Stärken neu
Seit 2016 ist die Erlebnispädagogik ein fester Bestandteil des multimodalen ADHS-Behandlungskonzepts der Klinik. Der unmittelbar angrenzende Steigerwald bietet eine ideale Umgebung: Ursprünglich, vielfältig und voller Reize für Körper und Geist. Gerade Kinder, die Schwierigkeiten haben, sich mit der Welt um sie herum zu verbinden, profitieren von dieser naturnahen Therapieform.
Der Wald wird zum Abenteuerspielplatz. Hier dürfen Kinder frei klettern, balancieren, rutschen und entdecken. Mutproben, natürliche Materialien und sinnliche Erfahrungen wie Erde, Wasser, Holz oder Insekten schaffen wertvolle Primärerfahrungen. Bewegungsmuster, die sonst brachliegen, werden aktiviert. Gleichzeitig bietet sich eine diagnostische Umgebung, da sich die Defizite der Kinder in dieser freien Umgebung am deutlichsten manifestieren. Aber es geht nicht nur um körperliche Aktivität, sondern auch um soziale Prozesse: gemeinsam Aufgaben lösen, Spiele erfinden, Verantwortung übernehmen – all das stärkt die Ich-Kompetenz und die Fähigkeit zur Integration in eine Gemeinschaft.

Erlebnispädagogik: Lernen durch Erleben – statt im 45-Minuten-Takt
Die erlebnispädagogischen Elemente greifen weit über einzelne Aktivitäten hinaus. Sie strukturieren den Alltag der Kinder, schaffen neue Erfahrungen und prägen die Beziehung zur Welt. In diesem geschützten Rahmen entwickeln Kinder mit ADHS ein neues Selbstbild – fernab von Leistungsdruck und schulischer Taktung. Aufgaben dürfen im eigenen Tempo gelöst werden, Probleme werden kreativ bewältigt. Diese Erfahrungen fördern nicht nur methodische Kompetenzen, sondern auch emotionale Reife und soziale Sensibilität.
Ein besonderer Aspekt der Therapie ist die generationenübergreifende Gemeinschaft in der Klinik. Die Interaktion mit älteren Patient:innen wirkt beruhigend auf das Sozialverhalten der Kinder und fördert die Kooperationsbereitschaft. Es entsteht ein fruchtbares Miteinander, das für beide Seiten bereichernd ist. Die Verbindung von Naturerlebnis, Kreativität und Gemeinschaft macht die Erlebnispädagogik zu einem echten Schatz in der ADHS-Behandlung – und zeigt: Entwicklung geschieht am besten dort, wo Kinder sich selbstwirksam erleben dürfen.

Kleiner Wagen auf Rädern – großer Raum für Entwicklung
Auch der Bauwagen auf unserem Klinikgelände ist Teil dieses Erlebnispädagogik-Konzepts – und ein ganz besonderer Ort. Was auf den ersten Blick wie ein nostalgischer Rückzugsort wirkt, ist in Wahrheit ein bedeutungsvoller pädagogischer Raum für unsere Kinder mit ADHS. Der Bauwagen ist mehr als ein Aufenthaltsort – er ist ein Ort des Tuns, der Konzentration, des Sich-Ausprobierens. Hier dürfen Kinder gestalten, bauen, planen, erzählen, sich zurückziehen oder gemeinsam Neues schaffen. Der Bauwagen gehört den Kindern allein – ein Reich, das sie ernst nimmt und ihnen Verantwortung überträgt.
Das Arbeiten an der Werkbank fordert höchste Aufmerksamkeit. Hier wird gesägt, gehämmert, gebohrt – mit echtem Werkzeug, mit echtem Material. Dabei entstehen Dinge, die Bedeutung haben: Fahrzeuge aus Holz, Namensschilder, Tiere, Weihnachtskrippen oder Osterhasen. Nicht selten werden diese Werke am Ende stolz in einer Ausstellung präsentiert – für Mitpatienten, Mitarbeitende, Eltern. Es gibt Anerkennung, ehrliches Interesse, Lob. Für viele Kinder ist das ein besonderes Erlebnis, denn sie erleben sich hier in einer Rolle, die ihnen im Alltag oft verwehrt bleibt: als kompetent, kreativ und ausdauernd. Der Bauwagen ist aber nicht nur Werkstatt, sondern auch Lernort – besonders dann, wenn schulische Blockaden den Lernfluss behindern. Statt im Klassenzimmer festzustecken, geht es dann raus an die Werkbank. Mathematik kann hier ganz anders erfahren werden – durch Messen, Schätzen, Konstruieren. Mit Hammer und Nagel gegen die Lernblockade: ein anderer Zugang, ein neuer Anfang.

Auch ein Raum der Ruhe
Und wenn die Energie aufgebraucht ist oder die Gedanken rasen, bietet der Platz um den Bauwagen Ruhe. Auf einer Baumstammliege oder in der Hängematte zwischen zwei alten Eichen wird geschaut, gelauscht, geatmet. Die Geräusche des Waldes, ein Eichhörnchen in den Ästen, das Spiel des Lichts – auch das ist Therapie. Viele unserer Kinder müssen erst wieder lernen, nichts zu tun, einfach da zu sein. Nicht zu vergessen: die Feuerstelle. Hier wird geschnitzt, gewartet, geplaudert, Stockbrot gebacken. Der Fokus liegt ganz selbstverständlich auf dem Tun – und selten lässt sich ein Kind ablenken. Neben dem Bauwagen wächst außerdem ein von den Kindern selbst errichtetes Lager aus Ästen, Moos, Weiden. Es wird gebaut, repariert, erweitert – ganz wie die Erwachsenen ihr Zuhause pflegen. Auch das fordert Planung, Zusammenarbeit, Ausdauer.
Der Bauwagen ist damit ein Ort, an dem Kinder mit ADHS das erleben können, was im hektischen Alltag oft verloren geht: echtes, selbstbestimmtes Handeln, kreatives Denken, Sinneseindrücke, Gemeinschaft und Stolz auf das eigene Tun. Ganz nebenbei – und doch mit großer Wirkung.