Unruhige Beine – Was hinter dem Restless Legs Syndrom steckt

Unruhige Beine werden oft als geringfügige Beschwerden abgetan, doch das sogenannte Restless Legs Syndrom beeinflusst den Alltag der Betroffenen erheblich. Während die Schulmedizin kaum Erklärungen bietet, hat die Chinesische Medizin eine bemerkenswerte Sicht auf die Erkrankung – und kann daher auch langfristige Linderung bieten.  

Manche erleben die Beschwerden der unruhigen Beine zum ersten Mal im Flugzeug. Nach den hektischen Urlaubsvorbereitungen sitzt man endlich im Flieger, eingeklemmt zwischen anderen Urlaubern der Touristenklasse. Man genießt das Bordmenü, gönnt sich noch ein Viertel Rotwein und dann passiert es: in der trügerischen Verdauungsruhe und dem gerade beginnenden Absinken ins Dösen wird der nichts ahnende Urlauber von quälender unterirdischer Unruhe in den Beinen überfallen. Sie wollen laufen, stampfen, strampeln, zappeln. Sie dürfen aber nicht. Reiben, Kratzen, Klopfen bringen nur für kurze Zeit Erleichterung, Anspannen und Lösen der Muskeln hilft auch nicht viel.

„Inneres Jucken“ – Kratzen hilft nicht

Das Syndrom der unruhigen Beine, Restless-Legs-Syndrom, RLS, ist eine verbreitete Erkrankung. In Deutschland sind laut Angaben 3-10 Prozent der Bevölkerung betroffen, bevorzugt Menschen im mittleren Lebensalter. Die Symptome sind nicht leicht zu beschreiben. Manche Patienten beschreiben ihr Leiden als „unterirdischen“ Unruheherd im kleinen Becken und in den Beinen, gelegentlich auch in den Armen. Dies äußert sich in Form von Ziehen, Brennen, Kribbeln, wie ein Druck, der nach außen will und sich nur kurzfristig durch Bewegung lindern und abbauen lässt.

Manche Patienten können gar nicht anders, sie müssen die Beine bewegen, herumlaufen oder durch Reize wie Kaltwasser, Reiben oder Drücken die innere Stauung in Bewegung bringen. Andere empfinden die Beschwerden wie einen „inneren Juckreiz“, nur dass Kratzen nicht hilft, weil, chinesisch gesprochen, die Krankheitsdynamik sich in einer tieferen Schicht abspielt als z. B. bei der Neurodermitis. Schwangere bekommen es manchmal, Rauchen, Alkohol und Kaffee verschlimmern das Leiden, desgleichen Eisenmangel und Nierenschwäche. Nicht selten leiden Patienten mit „unruhigen Beinen“ auch an einer Polyneuropathie. Sind die Symptome stark, dann leidet der Nachtschlaf ganz erheblich. Erschöpfung und Gereiztheit sind die Folgen. Bei manchen Patienten ist dadurch die Alltagsbewältigung stark erschwert.

Dopamin verwandte Medikamente – keine Ursachenbehandlung

Die Wissenschaft konnte die Frage nach der Ursache der unruhigen Beine bisher nicht klären. Die Meinung, dass die Ursache im Dopamin-abhängigen System des Zentralnervensystems liegt, steht auf wackeligen Beinen. Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirnstoffwechsel, der eine wichtige Funktion in der Bewegungssteuerung hat. Die Vermutung einiger Schulmediziner stützt sich auf die Erfahrung, dass die Gabe von Dopamin oder dopaminartig wirkenden (dopaminergen) Medikamenten (wie sie bei Morbus Parkinson gegeben werden) in vielen Fällen die Beschwerden der unruhigen Beine lindert. Stichhaltig ist dies nicht, denn viele chronische Krankheiten werden durch symptomunterdrückende Medikamente gelindert, ohne dass die Medikamentengabe zur Aufklärung der Krankheitsursachen beiträgt.

Medikamente bringen nur kurzfristigen Segen bei unruhigen Beinen

Substanzen, die das dopaminerge System unterstützen, haben offensichtlich die Wirkung, Bewegungsimpulse zu glätten, flüssiger zu machen, wie man in der Behandlung von Morbus Parkinson sehen kann. Dies führt bei unruhigen Beinen möglicherweise dazu, dass die Unruhe-Impulse gar nicht mehr an unser sensomotorisches System andocken können. Die Unruhe wird nicht mehr bemerkt. Ein kurzer Segen mit Folgen.

Aus Sicht der Chinesischen Medizin ist die Gabe von dopaminergen Medikamenten beim Restless Legs Syndrom hoch problematisch. So segensreich und alternativlos diese Medikamente in der Behandlung der Parkinsonerkrankung sind, so fragwürdig ist es, diese mit dem Risiko schwerer Spätfolgen behaftete Therapie auch bei unruhigen Beinen einzusetzen. Zumal das Syndrom mit chinesischer Arzneitherapie relativ leicht zu behandeln ist. Die Toleranzentwicklung, die mit den dopaminergen Medikamenten einhergeht und nach und nach Dosissteigerungen notwendig macht, scheint ausgeprägter zu sein, als bei der Parkinson-Krankheit. Das sollte zu denken geben.

Das Problem dieser Medikamente: Sie helfen im Augenblick, heilen die Krankheit aber nicht und Dosissteigerungen sind meist unausweichlich. Langfristig eingenommen droht eine Augmentation, d.h. eine Verschiebung und Zunahme der Beschwerden, z.B. der Unruhe auch schon am Morgen oder mittags oder Unruhe nicht nur in den Beinen, sondern auch in den Armen. Auch schwere irreversible Bewegungsstörungen des ganzen Körpers werden vereinzelt beobachtet, man spricht dann vom „Extrapyramidal-Syndrom“. Der Hauptgrund besteht vermutlich darin, dass der Organismus auf die hohe Konzentration von dopaminergen Medikamenten im Hirnstoffwechsel mit einem Abbau der Dopaminrezeptoren reagiert.

Alte Medizin für eine moderne Krankheit

Die Krankheit der unruhigen Beine ist mit Chinesischer Medizin gut und erfolgreich behandelbar. Ihre diagnostischen Methoden und Krankheitsmodelle sind von so großer Bedeutung, dass sie bis heute ihre Gültigkeit bewahren. Die guten Behandlungsergebnisse untermauern ihren Stellenwert.

Um Physiologie und Pathologie eines menschlichen Organismus zu beschreiben, haben die chinesischen Heilkundigen grundlegende Begriffe entwickelt: Xue steht für alle eher stofflich gebundenen flüssigen Vorgänge und Qi steht für alle nicht stofflich gebundenen Vorgänge, wobei die Übergänge fließend sind. Beide Vorgänge unterstützen sich wechselseitig, setzen sich voraus und nähren sich gegenseitig. Am Tag, wenn der Mensch sich verausgabt, ist diese komplexe Gegenseitigkeit eher Qi betont, in der Nacht, wenn sich der Mensch regeneriert, eher Xue betont. Das komplexe Ineinandergreifen von Xue und Qi-Prozessen während des Tages und der Nacht kann von beiden Seiten gestört werden und eine Xue-Qi-Disharmonie bewirken. Sie muss für jeden einzelnen Patienten analysiert werden. Das Störungsmuster hat immer einen individuellen, biographischen Bezug.

Daher nimmt die chinesische Medizin die vom Patienten erlebte Geschichte der Krankheitszeichen ernst und übersetzt sie auf ihre Krankheitsmodelle. Demnach sind das tiefe Stauungsgefühl oder ein „Jucken im Inneren“ im Bereich des Beckens und der Oberschenkel wichtige Hinweise. Auch, dass sich die Unruhe fast immer aus einer sich gerade einstellenden Ruhe heraus entwickelt, insbesondere kurz vor dem Einschlafen, wenn alle körperlichen-seelischen Prozesse auf Erholung und Regeneration umstellen und die Dynamik der Alltagsverrichtungen auspendelt, sind aussagefähige Hinweise für eine Xue-Qi-Disbalance mit unterschiedlichen Folgen, wie Stauung von Xue und Ansammlung von pathologischer Feuchtigkeit. Die Chinesen sprechen von Stauungsprozessen im „unteren Erwärmer“ und interpretieren das „tiefe Jucken“ als Ansammlung von ausleitungspflichtigen Stoffen, im innersten Vitalbereich von Becken und Beinen. Insbesondere nach fülligen Mahlzeiten oder Alkoholgenuss verstärkt sich das Stauungsgeschehen im Beckenraum. Die Neurodermitis ist aus dieser Perspektive Modellerkrankung für das Symptomgeschehen. Die Chinesische Medizin  spricht von „trüber Hitze“ im Inneren, die nach außen und zur Entlastung drängt (Unruhe), dabei die Zirkulation der Körpersäfte während der Regenerationsphase beeinträchtigt. Das Kratzen bis zur Öffnung der Haut, das bei der Neurodermitis Linderung bringt, ist bei „Unruhigen Beinen“ nur wenig erlösend, da die Pathologie an einer tieferen Schicht sitzt.

Dieses Modell der Entstehung des Restles Legs Syndrom erklärt auch die Krankheitsentwicklung bei Personen mit starker Leistungsverausgabung, Ehrgeiz oder großer Disziplin. Der einpeitschende Charakter einer Verausgabung kann die Qi-Xue-Kopplung so irritieren, dass das System sich zu Beginn der Ruhephase nicht der Regeneration hingeben kann mit der Folge mangelnder Gewebsreinigung in der Tiefe. Das betrifft bspw. Leistungssportler oder Personen mit einer ähnlichen Bewegungsdisziplin. Insbesondere Ausdauersport am Abend kann die Qi-Xue-Kopplung ruinieren.

Wie die Chinesische Medizin bei unruhigen Beinen hilft

Die Therapie besteht in einem Aufbrechen dieses Prozesses, einer Ausleitung von unerwünschten Stoffen vorwiegend über den Darm und einer Harmonisierung der Qi-Xue-Kopplung. Dabei ist die chinesische Arzneitherapie das wesentliche Verfahren. Nach einer genauen chinesischen Diagnostik bekommt der Patient eine individuelle Rezeptur aus chinesischen Roharzneien, die er in Form einer Abkochung (Dekokt) über den Tag verteilt trinkt. Häufig stellen sich schon nach kurzer Zeit deutliche Beruhigungen der inneren Zwangsunruhe ein. Ergänzt wird diese Therapie mit Akupunktur, QiGong und einer gezielt entlastenden Ernährung.

Die Behandlung mit Methoden der Chinesischen Medizin, insbesondere der Arzneitherapie, ist verhältnismäßig einfach und gelingt in wenigen Wochen. Allerdings nur, wenn die Patienten keine dopaminverwandt wirkenden Medikamente eingenommen haben. Andernfalls ist die Behandlung wesentlich langwieriger. U.a. auch deshalb, weil sie mit einem langsamen Ausschleichen der Medikation verbunden ist.

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