Patienten mit chronischem Müdigkeits-Syndrom (CFS) schwächen oftmals kleinste Handlungen bereits so sehr, dass sie den Rest des Tages nur noch schlafen. Frauen sind häufiger betroffen. Es lohnt ein Blick auf Infekte.
Häufig prägen Schwächeanfälle die Tagesabläufe der Betroffenen, auch berichten einige von einem ständigen Erkältungs- oder Fiebergefühl. Vom Fibromyalgie-Syndrom sprechen Experten, wenn zusätzlich noch diffuse Schmerzen im Bereich von Muskeln, Sehnen, Weichteilen, Schwellungsgefühle der Gliedmaßen und allgemeine Schmerzüberempfindlichkeit hinzukommt. Da sich sowohl Fibromyalgie als auch das chronische Müdigkeits-Syndrom oft aber nicht durch schulmedizinische Untersuchungsmethoden nachweisen lassen, werden Patienten häufig mit psychischen Erklärungen abgewiesen. Die Chinesische Medizin hingegen sieht bei beiden Erschöpfungssyndromen körperliche Gründe als Ursachen.
Symptome des chronischen Müdigkeits-Syndroms
Eine Besonderheit der Chinesischen Medizin ist, dass sie die Symptomsprache des Menschen ernst nimmt und auf besondere Weise interpretiert. Beim Müdigkeits-Syndrom treten folgende Symptome auf:
- Dauernde schwere Abgeschlagenheit, Aktivitäten, die an guten Tagen bisweilen möglich sind, werden in der Regel mit besonders schweren Erschöpfungsschüben bestraft.
- Ständiges Erkältungs- oder Fiebergefühl, chronische Schleimhautirritationen mit meist nur spärlicher Schleimproduktion, Reizdarm, Katarrhe, Allergien.
- Allgemeine Labilität: Periodenstörungen, Erregungszustände, Schlafstörungen, Depressionen, Wetterfühligkeit.
- Eine Infekt-Vorgeschichte, die gekennzeichnet ist durch chronisch rezidivierende oder dauernd frustrane Infekte der Atemwege im Kindes- und Jugendalter.
Zusätzlich bei Fibromyalgie:
- Diffuse Schmerzen im Bereich von Muskeln, Sehnen, Weichteilen, gelegentlich unter Einschluss der Gelenke, Steifheit und Schwellungsgefühl der Gliedmaßen, allgemeine Schmerzüberempfindlichkeit.
Unausgestandene Infekte als Krankheitsauslöser
Um die dem Müdigkeits- oder Fibromyalgie-Syndrom zugrunde liegenden Ursachen zu erkennen und dementsprechend eine erfolgreiche Therapie einzuleiten, liegt in der Chinesischen Medizin der Fokus auf der Krankengeschichte der Patienten. Häufig finden Ärzte in der Vorgeschichte der Patienten schwere Infekte, wie das Pfeiffer’sche Drüsenfieber (EBV-Infektion) oder Serien von Infekten. Auch berichten viele Patienten von einem dauernden latenten Erkältungs- oder Grippe-Gefühl. Die Temperatur kann leicht erhöht sein.
Eine der bedeutendsten Schulen der Chinesischen Medizin lehrt, dass Fehlentwicklungen in der immunologischen Steuerung, wie sie nach chinesischer Auffassung auch den beiden Erkrankungen zugrunde liegen, meist von wiederholt nicht ‚erfolgreich‘ durchgestandenen Infekten ihren Ausgang nehmen. So ist die Infekt-Vorgeschichte von Patienten mit Erschöpfungszuständen oft gekennzeichnet durch chronische, immer wiederkehrende oder erfolglose Infekte der Atemwege, die bis ins Kindes- und Jugendalter zurückgehen können. Zudem lässt sich oft feststellen, dass Erkrankungsschübe auch zeitlich mit Atemwegsinfekten einhergehen. Mit diesem Wissen und in Kombination mit den chinesischen Methoden der Puls- und Zungendiagnostik lassen sich daraus individuelle Behandlungspläne ableiten.
Stigmatisierung als psychisch krank ist großes Problem
Weil auslösende Faktoren wie Arbeitsüberlastung allein den Erschöpfungszustand nicht befriedigend erklären, der Zusammenhang mit Infekten und Entzündungen laborchemisch in der Regel nicht zu fassen ist, wird das chronische Müdigkeits-Syndrom ähnlich wie das eng verwandte Fibromyalgie-Syndrom von vielen Ärzten, Behörden, Rentenversicherungen nicht als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt.
Der Chefarzt der Klinik am Steigerwald, Dr. Christian Schmincke dazu:
„Statt die Krankheitsbilder anzuerkennen, werden die Kranken als arbeitsscheu oder psychisch gestört abqualifiziert, was eine schwere Stigmatisierung für die Betroffenen bedeutet und nicht selten depressive Entwicklungen fördert.
Die stereotype Reaktion vieler Ärzte: Röntgen – kein Befund, Labor – kein Befund, dann wird es wohl die Psyche sein, beleidigt natürlich westliche und östliche Logik gleichermaßen. Denn erstens gibt es überhaupt keinen Grund für die Annahme, gestörte körperliche Funktionen müssten immer apparatediagnostisch darstellbar sein – das Gegenteil ist vielfach belegt. Umgekehrt wäre es genauso unsinnig, vorauszusetzen, eine psychisch induzierte Störung dürfe sich nicht z.B. in der Veränderung von Laborwerten ausdrücken. Das Fibromyalgie-Syndrom bietet, ähnlich wie das chronische Müdigkeits-Syndrom wenig Angriffsflächen für ein herkömmliches Krankheitsverständnis.“
Therapie des chronischen Müdigkeits-Syndroms
Eine Besonderheit der Chinesischen Medizin ist, dass sie die Symptomsprache des Menschen ernst nimmt und auf originelle Weise konkret interpretiert. Eine weitere Eigenart besteht darin, dass sie Krankheitsentwicklungen, ganz besonders aber klinisch stumme Entwicklungsphasen vor dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit ernst nimmt und analysiert. Für die Chinesische Medizin handelt es sich beim chronischen Müdigkeits-Syndrom wie bei Fibromyalgie um Immunstörungen.
Als wichtige Säule der Chinesischen Medizin gilt die chinesische Arzneitherapie mit individuell zusammengestellten Kräutern. Sie ist langwierig, aber in der Regel erfolgreich. Verordnet werden auf der Basis einer chinesischen Diagnose individuell zusammengestellte Rezepturen aus chinesischen Arzneipflanzen, die durch Auskochen aufgeschlossen und über den Tag verteilt eingenommen werden.
Ein Etappenziel der Behandlung ist erreicht, wenn Patienten erstmals wieder Infekte mit Schleimproduktion entwickeln. Diese können eine positive Wende im Krankheitsverlauf einleiten, insbesondere, wenn diese immunologischen Krisen mit angepassten chinesischen Arzneirezepturen unterstützt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Atemwegsinfekt einen Erkrankungsschub auslöst. Nicht selten kommt es nach einem guten Infekt im weiteren Verlauf zur Ausheilung der Erkrankung. Bei Fibromyalgie-Patienten enthält die chinesische Rezeptur oft schmerzlindernde Bestandteile, wie Fructus Chaenomelis, die Frucht einer japanischen Wildquitte.
Beim Chronischen Müdigkeitssyndrom kann die Wurzel der Scrophularia ningpoensis Hemsl wiederum wichtiger Bestandteil werden. Diese zu den Braunwurzgewächsen gehörende Heilpflanze hat die Fähigkeit, einen Krankheitszustand, den die chinesische Medizin „toxische Bluthitze“ nennt, zu neutralisieren und auszuleiten. Neben dem Kernbaustein Arzneitherapie setzt die Chinesische Medizin auf weitere Stützpfeiler: chinesische Diätik, Akupunktur, QiGong und Körpertherapie. Wobei Akupunktur in der Behandlung beider Krankheiten meist eine Nebenrolle spielt, da viele Patienten wegen ihrer Schmerz-Überempfindlichkeit gerade von Unterhaut- und Bindegewebe keine Akupunkturnadeln tolerieren.