Die ganzheitliche Sicht auf Schmerzen

Viele chronische Erkrankungen gehen mit Schmerzen einher. Patienten wünschen sich meist nur eines: Der Schmerz muss weg. Für die Chinesische Medizin jedoch gehören Schmerzen zu den wichtigen Signalen, wenn es um Heilung der chronischen Krankheit geht.

In der westlichen Medizin umfasst der Begriff „Schmerzerkrankung“ verschiedene Krankheitsbilder. Im Prinzip werden alle Erkrankungen, die mit Schmerzen einhergehen, dazugezählt. Anders ausgedrückt: Sie werden aufgrund eines einzelnen Symptoms, nämlich dem Schmerz, zusammengefasst – unabhängig von der Ursache der Erkrankung und der betroffenen Körperregion. Das therapeutische Pendant dazu ist die „Schmerztherapie“, die überwiegend von ambulant tätigen Narkose-Ärzten ausgeübt wird und lediglich zum Ziel hat, die Schmerzen auszuschalten.

Nach ganzheitlicher Sicht der Chinesischen Medizin ist dieser symptomorientierte Ansatz der falsche Weg. Vielmehr nimmt sie zunächst einmal Schmerzen als Signal ernst, das diagnostisch wichtige Informationen über die Störungen im Inneren des Körpers liefert. Dieser ursachenorientierte Ansatz bietet die Chance auf echte und dauerhafte Heilung statt Symptomunterdrückung. Die ganzheitliche Sicht geht soweit, dass das Verschwinden der Schmerzen – so erfreulich es für Patient und Arzt ist – als Gradmesser für die Heilung allein nicht ausreicht. Die Schmerzlinderung ist nur Teil des allgemeinen Genesungsprozesses.

Schmerzen sind wichtige Signale

Demnach ist die Vorstellung, Schmerzen einfach auszuschalten, der Chinesischen Medizin fremd. Sie betrachtet Schmerzen als Signal. Dabei ist Schmerz nicht gleich Schmerz. Allein die Art der Schmerzen – plötzlich einschießend, stechend, dumpf, lähmend, brutal, schneidend – gibt wichtige diagnostische Hinweise, um die Ursachen der Erkrankung zu kennen und darauf aufbauend die richtige ganzheitliche Therapie einzuleiten.

Grundsätzlich haben Schmerzen nämlich eine Funktion und liefern wichtige Botschaften, die den Menschen warnen, schützen und zu Verhaltensänderungen veranlassen sollen. Beispiele sind der Fluchtreflex bei Berührung einer heißen Herdplatte, ebenso wie Schmerzen in Gelenkkapseln und Bändern, die dem Sportler körperliche Grenzen aufzeigen. Menschen, die das Warnsignal Schmerz nicht mehr wahrnehmen können, sind hohen Risiken ausgesetzt. Patienten mit Polyneuropathie beispielsweise werden leicht zum „Opfer von Herdplatten“, weil ihre Sensibilität gestört ist. Ähnlich geht es Leistungssportlern, die es sich antrainiert haben, die Warnsignale ihres Körpers zu ignorieren, und die deshalb leicht die Grenzen ihrer Belastbarkeit überschreiten.

Bei manchen Krankheiten wiederum wäre es von Vorteil, sie würden Schmerzen verursachen, damit die Menschen gewarnt werden – etwa im Frühstadium von Krebs oder bei Bluthochdruck. Bisweilen gibt es auch den heilsamen Schmerz unter der Therapie. Er zeigt an, dass der Körper einen leblosen, abgespaltenen Bereich wieder in Besitz nimmt.

Was diese Beispiele zeigen sollen? Patienten haben natürlicherweise ein negatives Verhältnis zu Schmerzen: Die Qualen sollen in erster Linie verschwinden. Für den ganzheitlich arbeitenden Therapeuten hingegen gilt, sich auch um die Hintergründe der Schmerzen zu kümmern.

Schmerzen sind wichtige Signale und sollten ganzheitlich betrachtet werden

Was Schmerzen über Erkrankungen verraten

Aus chinesischer Sicht ist jeder Schmerz zunächst eine Qi-Blockade, also ein Zeichen dafür, dass der Energiefluss im Körper unterbrochen ist. Der Körper kämpft sozusagen darum, die energetische Engstelle wieder durchlässig zu machen, was als Schmerz ins Bewusstsein tritt. Welche Störfaktoren für die Blockade verantwortlich sind und wie der Körper seine Gegenmaßnahmen organisiert, darüber liefern Schmerzqualität und Schmerzort erste diagnostische Hinweise.

Als Beispiel für solche Störfaktoren seien die „überfordernden Witterungseinflüsse“ genannt, die in der chinesischen Krankheitslehre eine zentrale Rolle spielen. So spricht ein plötzlich einschießender, stechender oder nach Ort und Intensität wechselnder Schmerz meist auf „Wind“ als Urheber der Beschwerden, dumpfer, lähmender Schmerz hingegen auf „Feuchtigkeit“ und ein brutaler, schneidender Schmerz auf „Kälte“-Blockaden. Derartige Zuordnungen sind aber nur Mosaiksteine der Diagnostik. Die Chinesische Medizin hat ein großes Repertoire an diagnostischen Methoden zu denen Anamnese, Puls- und Zungendiagnostik gehören. Gemeinsam mit den Schmerzen ergeben sie ein diagnostisches Bild, das den Arzt zur Therapie führt. Im Verlauf der Therapie nach chinesischen Gesichtspunkten sind Veränderungen des Schmerzes zudem wichtiger Gradmesser für die Therapie.

Die Pulsdiagnostik ist wichtiger Bestandteil der ganzheitlichen Therapie

Schmerzen ganzheitlich lindern

In den frühen 70er Jahren sorgten Filmaufnahmen aus China im Westen für Furore, die Operationen unter „Akupunktur-Narkose“ zeigten. Damals hat sich hierzulande die Meinung festgesetzt, Akupunktur sei dazu da, um Schmerzen auszuschalten. Das aber widerspricht dem ganzheitlichen Ansatz der Chinesischen Medizin. Einerseits kann Akupunktur wesentlich mehr, als Schmerzen zu lindern, und andererseits ist die Vorstellung, Schmerzen auszuschalten, ein ganz unchinesischer Gedanke. Schmerzen liefern wie beschrieben diagnostische Informationen über Störungen im Inneren des Menschen und damit Informationen, die auf anderem Wege oft gar nicht zu gewinnen sind.

Dennoch spielt die Akupunktur bei der Behandlung von Schmerzen in der Chinesischen Medizin eine bedeutende Rolle. Mit ihren schmerzlösenden Effekten ist Akupunktur häufig ausreichend, um die zugrundeliegenden Qi-Blockaden zu lösen. Sie führt manchmal zu einem umwerfend raschen schmerzlösenden Effekt. Das gezielte Nadeln von Akupunkturpunkten löst die Blockaden, was in der akuten Schmerzattacke oft ausreicht. Als weitere chinesische Therapiesäule bietet Qigong – gelegentlich als „Akupunktur von innen“ bezeichnet – eine große Hilfe bei Schmerzerkrankungen. Geht es hingegen um chronische, also immer wiederkehrende Schmerzen, bedarf es tiefgreifender Methoden wie der chinesischen Arzneitherapie. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Störungen, die hinter dem Schmerz liegen, nachhaltig beheben.

Zur ganzheitlichen Behandlung nach chinesischen Grundsätzen gehört aber auch, die Langzeiteinnahme von Schmerzmedikamenten auf den Prüfstand zu stellen und für jedes Mittel gemeinsam mit dem Patienten abzuwägen, ob es beibehalten, sofort abgesetzt, reduziert oder ausgeschlichen wird. Die schulmedizinische Dauermedikation mit Schmerzmedikamenten behindert meist die chinesische Therapie und macht sie langwieriger.

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